Juni 2000

Freddie Michael Soethout



Hölderlinturmfragmente

Vernissage und Vorstellung der Vereinsedition:
Sonntag, 18. Juni 2000, 11:30 Uhr

Einführung: Stefan Skowron, Aachen

Hölderlinturrnfragmente

Der zitternde Saum seiner Möglichkeiten mit anderem in Beziehung zu treten, den jedes Bruchstück umgibt ist der Reiz des Fragmentes, der in den neuen Arbeiten von Freddie Michael Soethout aufgenommen wird. Losgelöst von dieser Denkbarkeit des Fragmentarischen, gibt er seinem Material Glas, Silikon und Pigment Raum, seine Sinnlichkeit zu entfalten, und unterstreicht damit die Einzigartigkeit der Teilobjekte, die im Zusammenhang erst jene spezifische Qualitäten zu gewinnen vermögen, die ihre Besonderheit zum Ausdruck bringen und damit zu recht Blicke auf sich ziehen.

Werden Kreise aus ihrer in sich geschlossenen

Formgestalt herausgelöst und in Teilstücke zerlegt, laden sich ihre Fragmente höchst spannungsvoll auf. Obwohl das Ganze in den Bruchstücken nachvollziehbar bleibt, treten sie als nach allen Seiten hin offene Objekte auf.

Bei den Doubles und Gruppen mit quadratischen oder rechteckigen Objektforrnaten, ergibt sich eine völlig andere Art der Annäherung zwischen den Teilen, die ein mehr dialogisches Moment aufweist:

Die Dynamik der Fragmentierung beruhigt sich und teilt sich hier als Wechselwirkung zwischen den Teilen mit. Nach außen hin erscheint die Formation abgeschlossener.
Die Materialen changieren mit feinen Tonwerten, insbesondere auch das Glas selbst.

Häufig sind die Objekte weiß und lichtdurchscheinend gehalten. Es ist das mit Pigment vermischte farblose Silikon, mit dem die Glastäfelchen klebend zusammengefügt werden, welches die nuancierte Lichttransparenz ermöglicht. Am Rand der Objekte treten zwischen den Gläsern dünne Lamellen des Silikonmaterials aus und werden "zitternder Saum".

Bisher sind Objekte mit quadratischem Format und rechteckige Hochformate mit und ohne Wölbung entstanden, sowie kreisringförmige Arbeiten und Kreisfragmente. Alle verstehen sich als Bruchstücke (Abschnitte, Ausschnitte, Hüllenschnitte, Querschnitte, Tiefenschnitte, etc.) eines unermeßlich großen Turmes, der eben nicht in seiner Ganzheit darzustellen ist.

Der Titel ,,Hölderlinturmfragmente" ist dabei ein Reflex auf das späte dichterische Werk und den Menschen Hölderlin, der sich von den Menschen abwandte, sich in einem Turm zurückzog, aufhörte zu dichten und schwieg.

(Freddie Michael Soethout)